Auferstanden

Heute Morgen klingelte ausnahmsweise der Wecker, denn wir wollten heute nach Christchurch. Als Nora aufwachte sah sie uns mit sehr kritischem Blick an und motzte vor sich hin. Getreu dem Motto: was soll die Scheiße denn jetzt! Sie entwickelt sich zu einer richtigen Langschläferin.

Bereits nach einem Kilometer legten wir den ersten Stopp des Tages ein. Bei Barry’s Bay Cheese kaufte Raphael traditionell hergestellten Käse während Nora und ich durch eine Glasscheibe in der Produktion beim Käsekämmen zu sahen.

Wir hatten hin und her überlegt, ob wir wirklich nach Christchurch fahren sollen. Letztendlich haben wir uns entschieden doch zu fahren, da es ein Teil der Geschichte und des Lebens hier im Land ist.

Die Stadt hat eine ganz eigene Atmosphäre. Auf der einen Seite wirkt sie düster und trostlos durch die verfallen historischen Gebäude mit der zerstörten Kathedrale im Zentrum, auf der anderen Seite ist sie vorwärts gerichtet und lebensfroh wie die Re:START Mall oder die Art Gallery mit ihrem bunten Slogan „Everything‘ s going to be alright“ an der Fassade. Was ich echt erstaunlich fand, war wie lokal die Erdbebenschäden sind. Das ein so starkes Beben sich auf so einen kleinen Umkreis konzentriert, ist irgendwie schwer vorzustellen.

Nach einer kurzen Stippvisite im Botanischen Garten begann unsere Sightseeingtour Regen bedingt im Canterbury Museum. Es gibt einen breiten Überblick über die Geschichte und Natur des Landes. Wir sahen dort auch Skelette des ausgerotteten Moas, dem größten gefiederten Tier, das je gab. Es konnte bis 250 kg schwer und fast 5 m groß werden. Alleine in dem Museum hätten wir uns den ganzen Tag aufhalten können.

Zwischenzeitlich hatte es wieder aufgehört zu regnen und wir liefen vorbei am Arts Centre und der Art Gallery über die Worcester Bridge zum Cathedral Square. Die Überreste der Kathedrale, auch als Sinnbild für die zerstörte Stadt und die gelassenen Leben, zu sehen, machte uns sehr betroffen.

Ein Zeichen der Hoffnung setzt die Cardboard Cathedral des japanischen Architekten Shigeru Ban, der erdbebensichere Gebäude aus imprägnierter Pappe baut. Die Seitenschiffe sind Schiffscontainer und das Dach ist aus Polykarbonat. Wir hatten schon vor längerer Zeit eine Dokumentation über seine Gebäude in Japan gesehen und wussten vor unserem Besuch gar nicht, dass wir hier eine seiner Konstruktionen live sehen können.

Im strömenden Regen aßen wir in der Re:START Mall Mittag. 50 Bunte Schiffscontainer mit kleinen Läden, Cafés und Bistros bringen wieder Farbe und Leben zwischen die grauen Ruinen.

Über die Bridge of Rememerance mit einem Coffee und Tee to go ging es zurück zum Auto. Raphael stellte fest, dass es hier Cafés in Mengen gibt wie bei uns Apotheken.

Da der direkte Highway nach Norden bei Kaikoura noch vom letzten Beben gesperrt ist, müssen wir übers Inland zurück nach Norden. Wir entschieden uns für den zwei Stunden längeren, dafür landschaftlich reizvolleren Arthur’s Pass.

Wir fuhren durch ausladende Täler an deren Rand die Berge aufragen wie aus dem Nichts, vorbei an eiskalten Bergseen und Schnee bedeckten Gipfeln bis Arthur’s Pass Village. Dort übernachteten wir wir bei frostigen 3 Grad am Startpunkt unserer morgigen Wanderung.

 

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